An der nächsten Ecke wird es ganz schön eng. Auf der einen Seite quetscht sich ein Radfahrer vorbei. Auf der anderen stehen parkende Autos. Es gilt, das alles im Blick zu behalten und das Fahrzeug sicher hindurch zu manövrieren.
Der Job des Müllentsorgungsfahrers hat es in sich. Das gilt für diejenigen, die das Fahrzeug fahren, genauso wie für die, die den Transporter mit dem Müll befüllen: die sogenannten Lader. Sie machen ganz schön Strecke an einem Arbeitstag und schleppen dabei Tonnen, die bis zu 450 kg schwer sein können. Hinzu kommen der Lärm und der Gestank. Und ungeduldige Mitbürger:innen, die hupen oder sich vorbeiquetschen und dabei die Sicherheit der Müllwerker gefährden. Mit vielen Arbeitsunfällen zählt die Branche zu einer der gefährlichsten in Deutschland.
Meine Handwerkstour brachte mich dieses Mal zum Wertstoffhof des Städteservice Raunheim Rüsselsheim. Ich hatte die Chance, in einem Müllfahrzeug mitzufahren und mir anzusehen, wie eine Tonne korrekt geleert wird. Anschließend sprach ich mit dem Vorstand Andreas Lier. Was im Gespräch deutlich wurde: Zu oft werden die Dienste der Stadtwerke als selbstverständlich wahrgenommen, zu oft fehlt die Wertschätzung für einen Job, der unser aller Leben angenehmer macht.
Wertschätzung zeigt sich im persönlichen Umgang, aber auch in angemessenen Löhnen und Renten. Andreas Lier sorgt sich darum, dass sich alle Mitarbeitenden im Betrieb gut aufgehoben fühlen. Und die SPD in der Bundesregierung will mit dem Rentenpaket II das Renten-Niveau bei 48 Prozent des Durchschnittseinkommens festschreiben. Für mich als Finanzpolitikerin heißt das auch, dass wir uns endlich darum kümmern müssen, dass Vermögen nicht geringer besteuert werden als Einkommen.
Meine Mitfahrt im Müllfahrzeug wird mir eindrücklich in Erinnerung bleiben: Wieviel Aufmerksamkeit in alle Himmelsrichtungen nötig ist, um das Fahrzeug zu steuern und gleichzeitig mit den Ladern zu interagieren und für ihre Sicherheit zu sorgen, wieviel Kraft und Ausdauer und Umsicht nötig ist, um die Tonnen ins Fahrzeug zu entleeren und das alles unter Zeitdruck, das verdient Respekt!