Ein Handwerksbetrieb, bei dem das Nachwuchsproblem nicht vorherrschend ist, das hatte ich bis jetzt nicht so oft auf meiner Handwerkstour. Deswegen staunte ich schon ein wenig, als mir Malermeister Marcus Seibert in seinem Maler- und Lackiererbetrieb in Groß-Gerau erzählte, er hätte von der Eignung her auch doppelt so viele Auszubildende dieses Jahr einstellen können. Fünf Auszubildende hat der Betrieb, zwei neue kommen pro Lehrjahr meist dazu. So auch dieses Jahr.
Es sind diese Gespräche auf meiner Handwerkstour durch den Kreis Groß-Gerau, die für mich so wertvoll sind. Gespräche, in denen es um die Herausforderungen und Wünsche an die Politik geht, in denen mich die Handwerksbetriebe aber auch immer wieder mit ihren innovativen Lösungen begeistern. So setzt Seibert bei der Suche nach Auszubildende auf junge Menschen, die sonst wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Bis jetzt hat er damit sehr gute Erfahrungen gemacht. So hat er einen Auszubildenden eingestellt, der aus Afghanistan stammt und am Ende als Innungsbester die Ausbildung abschloss. Nur am Anfang galt es bürokratische Hürden zu überwinden: Für die Arbeitserlaubnis wurde ein Formular der Ausländerbehörde gebraucht, das es aber erst mit dem Arbeitsvertrag gab.
Hier braucht es in den Behörden mehr Pragmatismus statt strikter Vorgaben. Beim Vergaberecht wird dies nun endlich Realität: Zukünftig müssen Kommunen bald nicht mehr den billigsten Anbieter nehmen, sondern können sich auch für den lokalen Betrieb entscheiden. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern stärkt auch die Kommune vor Ort, in der der Betrieb seine Steuern bezahlt und seine Mitarbeiter:innen beschäftigt. Das freut auch Marcus Seibert, der seinen Gesellen einen fairen Tariflohn zahlt und damit für öffentliche Ausschreibungen oft zu teuer war.
Der Malerbetrieb Seibert ist einer dieser Handwerksbetriebe, deren Wert für uns hier im Kreis Groß-Gerau kaum zu messen sind. Es sind familiengeführte Traditionsunternehmen, die vor Ort fest verwurzelt sind, die die Innenstädte beleben, sich am Gemeinwesen beteiligen, die mit ihrem Namen für die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen stehen und sie ortsnah und in diesem Sinne nachhaltig zur Verfügung stellen. Als wichtige Arbeitgeber und Ausbilder vor Ort zahlen sie – wie in beim Malerbetrieb Seibert – Tariflöhne und geben junge Menschen eine Perspektive.
Herzlichen Dank an Marcus Seibert für das Gespräch und an den SPD-Ortsverein Groß-Gerau und Ilse Scheuner für die Begleitung!